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Samstag, 3. April 2010

DER VERDACHT



Den Ehrgeiz, besonders schöne oder perfekte Tomaten zu züchten, besitze ich nun nicht.  Dennoch inspizierte ich in letzter Zeit täglich meiner Tomatenstauden. Statt wie üblich einheitliche Setzlinge zu kaufen, hatte ich selbst ausgesät. Die Früchte waren ansehnlich und groß geraten; das Rot wurde von Tag zu Tag intensiver - die Ernte stand kurz bevor.

Dann, eines Morgens - der Schock! Zerfetzt und zerfleischt - und manchmal nur noch als Hälfte, hingen meine so sorgsam gehegten und gepflegten Tomaten zwischen den Blättern! Was war geschehen?


Mein erster Verdacht fiel auf die grauen Louries - große, papageienähnliche Vögel, die während der Sommermonate in einer der Akazien genistet hatten.  Damals entdeckte ich ihre große Vorliebe für junge Spinat- und Salatpflanzen....vielleicht gehörten auch reife Früchte dazu? Oder hatten vielleicht kleine Wildtiere den Garten entdeckt?  Auch dies war durchaus möglich. Die sog. Buschbabies, kuschelig anmutende Fellbündel von der Größe einer jungen Katze, hausen gerne in Akazien und unternehmen dann von dort ihre nächtlichen Streifzüge.  Zu ihren Lieblingsspeisen gehören u.a. Beeren - vielleicht auch Tomaten?

Aber nein! Wieso war ich nicht gleich darauf gekommen?  Leila, unsere schwarze Labrador-Mischung, ist kein Kostverächter. Nichts auch im weitesten Sinne (oder auch nicht!) Essbares ist vor ihr sicher, und ihre heimlichen Besuche zum Komposthaufen unterblieben erst, als ein Gitter den Zugang verwehrte.

Sie hatte mitfühlend auf mein Entsetzen reagiert und die misshandelten Früchte ausgiebig beschnüffelt.  Nun saß sie neben mir mit einem Ausdruck äußerster Zufriedenheit...hm!  Ich pflückte den Rest einer Tomate und bot ihn an.  Sie widmete der Gabe einige Sekunden höflicher Aufmerksamkeit - und blickte dann total fasziniert einem vorbeisurrenden Käfer hinterher. Heuchlerin!

Jedoch -schon wenige Tage später ertappte ich die Übeltäter auf frischer Tat:  Ich hatte gerade die Hausecke umrundet und näherte mich dem Gemüsegarten. Da - plötzliches und aufgeregtes Vogelgezwitscher; Flügel flatterten - und eine kleine Schar von “Mousebirds” (Urocolius indicus) erhob sich aus den Beeten!  Äußerst unwillig ließ einer dieser gefiederten Gourmets von “seiner” Tomate ab und folgte mit Verspätung der Schar... Dass diese Vögel einen derartigen Schaden anrichten können, mag man fast nicht glauben - die elegante lange Schwanzfeder, das kleine Häubchen und eine dezente rote Maske neben grauem Gefieder lassen sie fast vornehm  wirken.

Leilchen erhielt einen Knochen. Und außerdem ist es jetzt höchste Zeit, sie einmal vorzustellen .

1 Kommentar:

  1. Hallo Clara

    Nun bin ich à jour mit dem Lesen deiner Beiträge. Die Mischung von südafrikanischem Garten mit Einblick in die afrikanische Kultur ist sehr interessant und ich werde gerne immer wieder bei dir reinschauen.
    Uebrigens habe ich gerade letzthin auf einer afrikanischen Bibliotheksliste interessante Gartenromane entdeckt (habe sie allerdings noch nicht gelesen).
    Liebe Grüsse

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