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Donnerstag, 29. Dezember 2011

WEIHNACHTSBÄUME




















Die Frage "Weihnachtsbaum oder nicht?" erübrigte sich, als unsere Familie ihren Anfang nahm und so lange die Kinder noch bei uns wohnten. Da dies nicht mehr der Fall ist, entschieden wir uns, dieses Jahr keinen Weihnachtsbaum zu kaufen. Seine Funktion übertrugen wir der "Brunsfelsia", die zu diesem Zweck von der Terasse ins Wohnzimmer umzog.

 Unser Fazit: Ihre Aufgabe, für etwas Weihnachtsstimmung zu sorgen, erfüllte sie durchaus zufriedenstellend.

Jedoch, als ich meinen Frühlingsblüher in seinem ungewohnten Schmuck in Augenschein nahm, da fand ich mich plötzlich in einer anderen Zeit wieder. Damals, vor vielen Jahren, fand ich es ausgeschlossen, etwas anderes als ein Nadelbäumchen weihnachtlich zu schmücken!

Es mochte das erste oder zweite Weihnachtsfest in meiner neuen Heimat gewesen sein. Die Art und Weise, wie Südafrika dieses Fest beginn, war mir noch fremd und ungewohnt, und ohnehin erinnerte damals auch im Dezember sehr wenig an Weihnachten: Einige Straßen in der Innnstadt von Johannesburg hatten Weihnachtsbeleuchtung erhalten, und an Baumstämmen und Zäunen klebten kleine Plakate, die auf das Weihnachtssingen der Kirchen hinwiesen.


Geschaffen von einem Künstler in Simbabwe:
Unser Weihnachtshaus




















Ich befand mich nicht in Weihnachtsstimmung und schaute dem Fest mit Gelassenheit entgegen; für die Feiertage waren Treffen und Ausflüge mit anderen Emigranten geplant.


Dann wachte ich eines Morgens auf - und einer Lawine gleich überrollte mich die Erkenntnis: Ich brauche einen
Weihnachtsbaum!
 Ich brauchte ihn unbedingt - plötzlich gab es nichts Wichtigeres für mich als diesen Baum! Als ich etwas später auf meiner Arbeitsstelle eintraf, da war mein Gruß nicht "Good Morning", sondern "ich brauche einen Weihnachtsbaum!"
Ich selbst war von diesem plötzlichen Wunsch am meisten überrascht - hatte ich doch kaum an Weihnachten gedacht!

Meine Kollegen fanden mein Ansinnen durchaus nicht ungewöhnlich, und innerhalb kürzester Zeit fuhr man mit mir zu einem Gärtnereibetrieb außerhalb der Stadt (ich besaß damals noch kein eigenes Auto). Der Besitzer habe sich auf Baumzucht spezialisiert, hieß es, und sicher seien auch Nadelbäume darunter.

Bald darauf stapften wir einem Bergkamm entgegen, einem Herrn folgend, der Vollbart sowie Filzhütchen trug.

 '...beinahe wie ein deutscher Förster', freute ich mich. 'Sicher ein gutes Zeichen!'

Und dann erreichten wir die Baumschule, und die "Christmas Trees:" Winzlinge in Töpfen, gerade einmal zwei oder drei Handbreit hoch! "Sie brauchen halt noch ein Weilchen", schmunzelte mein 'Förster'. Noch heute kann ich mich an meine grenzenlose Enttäuschung beim Anblick jener Baumzwerge erinnern. - Übrigens fand sich rechtzeitig zum Fest dann doch noch eine kleine Fichte; ebenfalls von außerhalb der Stadt und nur mit Hilfe von Beziehungen.....

Diese Begebenheit liegt nun schon viele Jahre in der Vergangenheit. Heutzutage bieten einige Gartenzentren Fichten unterschiedlicher Größe zum Verkauf an. Es gibt Weihnachtsbäume als Deko-Artikel, aus den verschiedensten Materialien gearbeitet, oder mit künstlichen Nadeln - unseres Klima wegens sicher nicht die schlechteste Wahl.




Aber ich denke, daß wir bei unserer Brunsfelsia bleiben!
 
  


Donnerstag, 22. Dezember 2011

TRINKGELD NICHT EINGESCHLOSSEN!



Der Dezember ist in Südafrika nicht nur Weihnachtsmonat; er steht auch für die sog. 'schönste Zeit des Jahres', die Großen Ferien.

Arbeitgeber entlassen ihre Belegschaft in den wohlverdienten Jahresurlaub, und auch die Haushaltsperlen oder Gartenhilfen reisen zu ihren Familien aufs Land. Viele Südafrikaner erwarten in diesen Tagen Besuch aus Übersee. Töchter oder Söhne, die sich in England, Nordamerika oder Australien bessere Lebensbedingungen erhofften, besuchen mit ihren Familien die alte Heimat und die Eltern. Enkelkinder werden begeistert in Augenschein genommen, und in den vielbesuchten Einkaufszentren, sonst ein Bild der Hektik, fallen nun eher gemütlich schlendernde Großfamilien ins Auge.

 

             
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Allerdings hält man sich in Pretoria nicht lange auf. Besuch sowie die Weihnachtsgeschenke für die Familie
 werden ins Auto verfrachtet, und los geht's in die Ferien - zum Sommerhaus,das an der Küste wartet, in ein Buschhotel, oder auch zu den entfernter wohnenden Verwandten.

Und so ist der Dezember wie kein anderer ein Monat der Begegnungen von Mensch zu Mensch . Begegnungen, die häufig dort stattfinden, wo es sich am besten plaudern läßt:


Bei gutem Essen und Trinken!


Für den reibungslosen Ablauf in Restaurants, Cafés, Waffelbuden, etc. sorgt eine Truppe 'dienstbarer Geister`, denen man meist erst dann Beachtung schenkt, wenn ein Versäumnis oder ein Fehler aufgetreten ist: den Kellnern oder Kellnerinnen.
Es gibt Hotels und Restaurants, die einer Rechnung zehn Prozent hinzufügen - Trinkgeld, das an die Bedienung weitergereicht wird.  Diese Methode ist jedoch nicht oft anzutreffen. In der Regel wird es dem Gast überlassen, in welcher Höhe er ein Trinkgeld geben möchte - wenn überhaupt! 


Dies ist dann die einzige Einnahme der Kellner(innen), nach stundenlanger, ermüdender Geschäftigkeit! Und oft ist auch eine bestimmte Kleidung vorgeschrieben, die ebenfalls aus der eigenen Tasche bezahlt werden muß!


Sehr häufig wohnen solche Beschäftigte in 'Townships' - Stadtteilen, die hauptsächlich von der schwarzen Bevölkerung bewohnt werden, weil Wohnungen dort viel billiger sind oder die Familie dort wohnt.  Der Nachteild:
 Man braucht ständig die Dienste der Sammeltaxis, um zu einem gewünschten Ziel in der Stadt zu gelangen. Diese Fahrt muß natürlich ebenfalls bezahlt werden.

Es ist durchaus nicht ungewöhnlich daß an einem Wochentag mit wenigen Gästen einem solchen dienstbaren Geist nur zwanzig Rand verbleiben!

Touristen aus Amerika oder Europa zweifeln oft an der Richtigkeit einer solchen Behauptung. "Sie kellnern hier den ganzen Abend ohne eine Vergütung ihres Arbeitgebers? Na, wenn das mal stimmt...."







Oh ja - es stimmt! Und eine Liste mit arbeitssuchenden neuen Leuten ist ebenfalls immer vorhanden...

Auch unsere Tochter 'jobbte' während ihrer späteren Schuljahre hin und wieder als Kellnerin. Was es uns ermöglichte, 'hinter die Kulissen' zu schauen. Und wir gelangten zu der Überzeugung: 20 Prozent auf den Rechnungsbetrag!

Wir haben diese Gewohnheit beibehalten.

"Versprochen, Illana!"









Sonntag, 11. Dezember 2011

...DIE WEIHNACHTSMAUS IST WIEDER DA...


Strauchrose "Burning Sky"...

'tschuldigung, James Krüss - nicht die Weihnachtsmäuse sind es, die uns Gärtner(innen) hier in diesen Tagen Sorge bereiten, es sind die Weihnachtskäfer! Und das Festgebäck wird höchstens zum Landeplatz der unbeholfenen Flieger - denn bei abendlichen Temperaturen von 30° C plus bleibt natürlich kein Fenster geschlossen!





...erhielt  öfters Besuch...


"Christmas Beetle" - eigentlich eine zu liebevolle Bezeichnung für die kleinen Käfer mit dem großen Appetit. Sie erscheinen in den Wochen vor Weihnachten, nachdem anhaltende Regenfälle den winterharten Boden erweicht haben; eine Voraussetzung für das Schlüpfen der Larven.





Erwischt!!

.Die kleinen Nager sind sie sehr destruktiv.  Zarte Cannas sowie Rosenknospen und -blüten gehören zu ihren Lieblingsspeisen, aber auch die Blätter des Strauchs werden nicht verschont. Von ihrem Besuch zeugen zerlöcherte oder zerflederte Blütenblätter oder abgeknabberte Blattsubstanz.





"Johannesburg Sun"


Da ich in meinem Garten chemische Keulen vermeide, bleibt mir nur die manuelle Methode , um den Käfern zu Leibe zu rücken:





Hier schmeckte es wohl weniger!


Im Schein einer Taschenlampe pflücke ich sié abendlich von Blüten und Blättern....

















Die Originalfassung dieses  Weihnachtsgedichts kann man auf www.weihnachtsmaus.de nachlesen!



Dienstag, 6. Dezember 2011

DUSTBIN BOYS

In unserer Strasse kommen sie an einem Dienstag – jeweils fünf bis acht meist jüngere Männer begleiten den monströsen Müllwagen  der städtischen Müllabfuhr.




Es muß schnell gehen.  Ein Fahrer hat die Aufgabe, den vorgegebenen Bezirk innerhalb eines gewissen Zeitraums abzufahren .  (Reicht diese Zeit aus verschiedenen Gründen nicht aus, dann wird auch einmal eine Nachtschicht eingelegt.)





 Manchmal hat es ein solcher Fahrer allzu eilig.  Ich vermute, weil er einfach mit seiner Arbeit fertig sein und nach Hause möchte.  Und so kann man bisweilen beobachten, daß die Jungs in den blauen Overalls dem Wagen hinterherlaufen müssen – bei Temperaturen in den hohen  Dreissigern,  und nachdem bereits einige Stunden dieser Schwerarbeit hinter  ihnen liegen!  (Übrigens sind auch die Fahrer Schwarzafrikaner…)

 Hin und wieder warte ich mit einem kleinen Imbiß auf die ‚Dustbin Boys‘.  So geschehen heute Morgen.   
Schon frühmorgens stelle ich meinen kleinen Plastiktisch an das Tor.  Darauf kommt ein Tischtuch und das Kästchen mit den Bechern.   Auf diese Weise wissen die Jungs, daß es heute wieder einmal so weit ist…. Ich habe den Eindruck, daß auch ein griesgrämiger Fahrer bei dem Anblick eines leckeren Broteturms in bessere Laune gerät!
Viele Afrikaner  haben das Talent, auch weniger vergnüglichen Beschäftigungen Spaß abzugewinnen.  Dies zeigt sich besonders im Dezember, der ja nicht nur Weihnachtsmonat ist, auch die Großen Ferien und der Jahresurlaub stehen jetzt vor der Tür.  Und so wird  die kleine Pause beim Müllverladen  schnell zur Impromptu-Party:  Weil ja Weihnachten ist, erhält jeder der Männer ein – echt kleines! – Geschenk.   Dazu wünsche ich ihnen und ihren Familien eine segensreiche Zeit.   Man freut sich.  Ich werde auch gesegnet.  Nun wird es lebhaft.  Jemand klettert ins Führerhaus des Lastwagens, dreht die Musik voll auf.
Nein – zum Tanzen kommt es dann doch nicht.  Der Fahrer zeigt Geistesgegenwart, kehrt zu seinem Fahrzeug zurück  und startet den Motor.   Eilig tragen die Dustbin Boys Tisch und Teller zurück in die Einfahrt, plazieren die nun leere Mülltonne daneben und schließen das Tor.  Ein fröhliches Hupen, bevor der Wagen um die Ecke biegt.  Ja danke!
Euch ebenfalls
fröhliche Weihnachten!