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Samstag, 29. Januar 2011

MANZI GEHT ZUR SCHULE


Sie gehören zum Straßenbild Afrika’s: Junge Mütter, Säugling oder Kleinkind auf dem Rücken festgebunden, im Schlepptau die nur wenig älteren Geschwister (oder Kinder der Schwester, Kusine...)

 Warum ich ihr im Rückspiegel einen zweiten Blick gönnte – ich weiß es nicht. Jedoch fiel mir die Erschöpfung im schweißnassen Gesicht auf. Ich hielt und bot an, sie mitzunehmen. „Ich fahre Richtung Mamelodi“, erkärte ich. „Nein, danke!“. Ihr Ziel war das Stadtzentrum. . Aber könnte ich ihr vielleicht bei einem dringenderen Problem etwas beistehen?



 Dieses Problem bestand darin, daß ihre Älteste nächste Woche eingeschult würde – und einfach kein Geld da war, um die benötigten Schulsachen zu kaufen.
Die untereinander aufgelisteten Artikel füllten eine A4-Seite. Abacus (Rechenschieber); 24-teiliges sowie 50-teiliges Puzzle; Überzug für die Stuhllehne, 9 Rollen Toilettenpapier   ......    erschwinglicher würden nur die geforderten 12 Bleistifte sein!  Für eine alleinstehende, arbeitslose Mutter von drei Kindern würde alles andere eine beachtliche Ausgabe sein.

Ich ließ mir die Liste aushändigen.    „Versprechen kann ich nichts“, sagte ich. „Aber mit einigen Sachen werde ich Ihnen sicher helfen können.

Abends kam mir unsere Frauengruppe in den Sinn.  Jedoch - die Weihnachtszeit war gerade mal vorüber – Wochen mit Bittbriefen und Aufrufen verschiedenster Wohlfahrtsorganisationen... Viele Frauen unseres Treffs unterstützen solche Anliegen; finanziell oder mit Engagement vor Ort.  Konnte ich es wagen, schon wieder ein Anliegen vorzubringen?

Ich konnte!  Im Laufe der nächsten zwei Tage versicherten mir fast alle Damen ihre Hilfe. Die meisten von ihnen befanden sich noch in den Sommerferien und teilten mir mittels SMS mit, für welchen Artikel ich sie ‚abhaken’ dürfe.  Krissy brachte 100 Rand vorbei. „Wie seltsam“, sagte sie. „Gestern abend beschäftigte ich mich mit meinem Budget und nahm mir vor, 100 Rand beiseite zu legen für einen guten Zweck. Und dann schickst Du mir am späten Abend diese SMS!“

Wenige Tage später traf ich mich wieder mit der Mutter. Ich durfte ihr die gute Nachricht überbringen, daß ihr großes Mädchen dem ersten Schultag mit Zuversicht entgegensehen konnte. Wiederholt dankte sie mir, und Manzi hüpfte glücklich neben mir her. Von nun an ließ sie keine Gelegenheit aus, mich an der Hand zu fassen!

Es bedurfte einiger gezielter Fragen, bis ich erfuhr: Auch die vorgeschriebene Schuluniform war nicht vorhanden! Mir fielen die Euros ein, die mir eine Freundin aus Deutschland „für solche Zwecke“ zugesteckt hatte. Sie reichten aus, wunderbarer Weise, für die Sommer-Uniform – 2 T-Shirts, Shorts, Turnschuhe, 2 Paar Socken- sowie eine Schulmappe.  So viel Glück für Manzi!

Bald darauf fand das erste Frauentreffen des neuen Jahres statt, und man war sich einig: Es hat gut begonnen, das Jahr!

Fotos:

(1) Ob Manzi wirklich ein Engel ist? "Ist sie!" erklärt ihre Mama
(3) Kinder in einem Waisenhaus - hier fehlt es an wenig, wie man sieht...
(4) Marshmellow-Canna

2 Kommentare:

  1. Liebe Clara,
    wie schön, dass Du der kleinen Manzi helfen konntest. Sicherlich wird sie einen schönen Schulanfang haben und ihre Mutter wird glücklich und stolz auf ihr kleines Mädchen sein. Manchmal reichen so kleine Hilfestellungen aus, um Menschen glücklich zu machen.

    Erst heute las ich Deinen Beitrag über die Jakaranda-Bäume: ein absolut beeindruckender Anblick. Das würde ich gerne auch einmal sehen. Gut, dass die Einwohner ihre Bäume so standhaft verteidigt haben.

    Ich wünsche Dir eine schöne kommende Woche, lG Gartenliesel

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  2. Hallo liebe Clara, wenn man deinen Beitrag liest, begreift man erst, wie gut es den Menschen bei uns geht. Und trotzdem wird gejammert. Die Kinder von Hartz-IV-Empfängern werden für den Schulanfang ausgestattet. Oft liegt es auch einfach daran, dass die Leute (hier bei uns) falsche Prioritäten setzen. Danke für deine uneigennützige Hilfe. Ganz liebe Grüße Helga

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